Besucherzaehler

 

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Miniabendlied

 

Der Tag ist vollbracht,

die Sonne ruht,

drum gute Nacht,

drum schlafe gut.

 

 

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Wer das Leben als Poesie begreift, der blüht, statt dass er reift.

 

 

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Wieder singen die Wälder

 

Wieder singen die Wälder,

öffnen ihr buntes Geheimnis,

gießen uns Liebe hinab in die Herzen,

endlich gewandelt

zur Blume des Lebens,

wandeln wir selig durch Felder und Wiesen,

gleichen dem Vogel,

der endlich ein Nest hat

im blühenden Himmel,

alles ist klarer und heller und schöner,

alles ist purpurn und zaubrisch und frei,

duftender träumen nun wieder die Sterne,

blühender küßt uns der Himmel zur Ruh.

 

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2 Segel

[*eine versuchte Transfiguration auf ein Gedicht des Conrad Ferdinand Meyer]

 

2 Segel, aufstellend

sich fertig zur Flucht,

2 Segel, verquellend

in tief blauer Bucht.

 

2 Segel, tags treibend,

die Segel gehisst,

2 Segel, die kleibend

nachts Mondenlicht küsst.

 

2 Segel, sich hebend,

das Früh-Rot beschreibend,

2 Segel, ruhgebend,

die Äuglein sich reibend.

 

Wann immer ein Wandern

in einem sich regt,

es sofort dem andern

ein Winden zuträgt.

 

Und will eines fahren,

fährt 's andre ihm mit,

begehrt 's dann zu bahren,

auch 's andre nicht glitt.

 

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Ballade vom Kind, das eine Taube fangen wollte

 

Ich sah mal ein Kind,

und ich sah eine Taube,

und der wirbelnde Wind,

er war fest in dem Glaube,

die Taube zu greifen,

er tat nach ihr pfeifen,

er tat sie beheischen,

er tat sie bekreischen,

mit Krümeln sie locken,

er griff eine Latte,

nahm Stöcke als Speer,

doch alles ging leer,

die Taube stets hatte

die schnelleren Socken.

 

Gleich wie es auch griff

und lachte dabei,

die Taube entschwand

der kindlichen Hand

und blieb weiter frei.

 

So zog dieses Spiel

dahin wie soviel.

 

Die Taube flog vor

dem Kinde empor,

das Kind lief dreinher,

mal flog sie auf 's Dach,

das Kind kam nicht nach,

mal flog über Tonnen

dem Kind sie davonnen,

mal auf nen Hydranten,

die Kindsaugen brannten

vor Wut, und Sirenen pfiff

es der Taube ins Ohr.

 

Bald jagten sich beide

wie Christus und Heide,

das Kind wollte fangen,

die Taube wollt frei sein,

und als sie so rangen,

sah plötzlich das Täublein

ein niedriges Gitter,

gemacht wie für Tauben,

und dortdurch entschwand 's,

das Kind stand ohn 's Rauben,

wie 'n ärmlicher Ritter,

vorm Tor leeren Hands.

 

Epilog:

Dort fing 's an zu weinen

auf menschlichen Beinen

und suchte die Brust,

es hat wohl gewußt,

man oft noch verliere

am Erdboden hier,

denn Menschen wie wir

benehmen zu oft uns wie dümmere Tiere.