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Hermaphroditer Mondschein
Ist der Mond denn ehr ein Mann
oder doch ne Frau,
ganz egal, wie ich auch schau,
man's nie recht erkennen kann.
Mond, was bist du, ganzer Kerl?
oder vollstes Weib?
welch geschlechtersüße Perl
trägst du drin in deinem Leib?
Mond, nun sprich, verrat es mir.
Männlein, Weiblein, was?,
sag 's mir, ich versprech dafür
Schweigen drauf fürbaß.
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Unsichtbares Zwiegespräch zwischen Himmel und Erde
Ach, Mond, du kleiner Richtungspfad,
ich habe mich verirret grad,
hier unten bin ich, hier auf Erden,
doch ein Mensch will und kann ich nicht werden,
höchstens ein ganz kleiner, klitzekleiner Funkelstern,
ach, das wär ich, ja, das wär ich liebend gern,
so' n ganz kleiner und ganz süß getaufter Sternenbub,
der seinen Glanz aus deinem Liebesschößlein grub,
ach, Mond, in jeder Nacht, in der ich aufsah
zu dir und deinem putzigen Sternenheer,
wünscht' ich, ja, wünscht ich mir so sehr,
ich flög zu dir hinauf und käm dem Herrgott nah.
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Und auch der Mond ist mir ein Freund
geworden
Ich bin ein völlig einfachst Mann,
einfach, im Sinn einer biblischen Einfalt,
vielleicht asketisch dort & wann,
doch nie verzichtend, auch nicht entbehrend,
auch nicht der Welt den Rücken kehrend,
halt nur ganz schlicht, ganz einfach halt,
sich außen engend, doch innen weitend,
auf immer dünn'rem Drahtseil schreitend,
gewinn ich mehr und mehr das eigne Gleichgewicht,
kaum noch ein Wunsch, der mich umficht,
bin ein lakonisch, fast hag'rer Mann,
sich höchster Einfachheit bedienend,
doch nicht dran leidend, stets faszinierend
ist's, wenn ich abends mit den Sternen sann,
und auch der Mond ist mir ein Freund geworden,
vielleicht der beste grad zu dies Moment,
kaum, dass sein Licht zur Erde niederbrennt,
will auch schon's Herz vor Glück mir überborden.